Regelmäßig auftauchende Fragen
Warum ist die FAQ-Liste noch so leer?
Weil zwar „Q“ für „Question“ steht und daher eine „Answer“ zu erwarten wäre, aber „FA“ „frequently asked“ (häufig gefragt) bedeutet … Und nachdem noch nicht mehr häufige Fragen vorliegen ….
Verstehen Sie das bitte gern als Anregung!
Wer sind die beiden Personen, denen die erste Auflage des Buches gewidmet ist?
Zwei alte Freunde, Landwirte und gute Menschen.
Josef Schaller, den ich von klein auf kenne, immer als „Onkel Seppl“ angesprochen habe und der für mich und unsere Familie sehr viel getan hat. Er ist mir in vieler Hinsicht ein großes Vorbild. Seiner Familie und ihm selbst sind wir in Zuneigung verbunden. Leider ist er im Jahr 2015 infolge eines Unfalles verstorben; er bleibt aber ein Bestandteil meines Lebens.
Johann Windisch, der „Windisch-Opa“, ist ein verschmitzter Ausbund an Lebensweisheit. Ich zitiere ihn oft und gern, weil er in wenigen Worten viel ausdrücken kann, was über unsere Gesellschaft und uns als Menschen zu sagen ist („Wenn ich es nicht brauche, ist auch billig noch zu teuer.“) Ein begnadeter Bastler vor dem Herrn, der aus so gut wie nichts fast alles machen kann.
Was steht denn so alles in dem Buch?
Das beantwortet das Inhaltsverzeichnis – als PDF zum Download
Warum haben Sie das „Memorandum“ unterschrieben?
Am 4.2.2011 hat eine Gruppe von Theologieprofessoren und -professorinnen ein Memorandum verfasst, das zu Veränderungen in der Römisch-Katholischen Kirche aufruft. Der Text dieser Schrift ist hier abrufbar.
Am 7.2.2011 habe ich mir den Text durchgelesen und nach reiflicher Überlegung mit unterzeichnet.
Warum?
Zunächst: Das Genus des Textes ist ein „Memorandum“, eine „Denkschrift“, etwas, was die Lesenden anregen soll, über ein bestimmtes Thema (in diesem Fall über mehrere) nachzudenken. Es ist also kein Forderungskatalog, eine Ansammlung von Postulaten oder ein Erpresserbrief, sondern eine ernstgemeinte Mahnung, die kirchlichen Positionen zu verschiedenen Bereichen neu zu bedenken.
Der genaue Text des Memorandums kann an o.a. Stelle nachgelesen werden. Für mich war für die Unterzeichnung ausschlaggebend, dass alle diese Denkanstöße im Einklang mit der Botschaft des Evangeliums stehen und der Tradition der Kirche an keiner Stelle völlig entgegenstehen – es hat in der zweitausendjährigen Geschichte unserer Kirche für alle diese Vorschläge schon unterschiedliche Zugänge gegeben.
Für mich als Fundamentaltheologen hat hier 1 Petr 3,15f eine sehr hohe Priorität:
„[…] haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen.“
„Rede und Antwort“ stehen bedeutet in diesem Zusammenhang: rational verstehbar machen, was ich als bekennender Katholik tue, und zwar jenen gegenüber, die aus einem ganz anderen Kontext kommen und meinen Glauben nicht teilen. Das heißt: Glaube und Glaubensgründe müssen jeweils übersetzt werden, damit sie einsichtig und nachvollziehbar werden. Und das kann nur in einer zeitgemäßen Gestalt geschehen. Es wäre m.E. eine unverantwortliche Entfernung von den jesuanischen Prinzipien, wollten wir das aufgeben (vgl. Mt 28,19 parr. – wer zu allen Völkern geht und sich verständlich machen will, muss sich auf deren Sprache und Kultur einlassen, ohne die wesentlichsten (!) Glaubensgüter aufzugeben.
Was verstehen Sie überhaupt unter „katholisch“?
„Katholisch“ hat zwei Bedeutungsebenen, die einander ergänzen.
Die erste ist die zentralere, weil sie vom gemeinkirchlichen Glaubensbekenntnis herkommt: Die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ ist etwas, wozu man sich als Christ bekennen muss. Der Modus des Bekenntnisses macht schon deutlich: Die katholische Kirche, von der hier die Rede ist, ist nicht die durch Spaltungen verwundete Konfessionskirche, sondern im besten Sinne des „kata holon“ die ganze christliche Kirche.
Ein solches Bekenntnis macht Spaltungen nicht ungeschehen und darf auch nicht über diese hinwegtäuschen. Aber es drückt die Hoffnung aus, dass am Ende der Weltzeit das göttliche Heilshandeln diese Spaltungen überwindet (was natürlich eine besondere Verpflichtung für jeden und jede einzelne bedeutet, auch selbst auf eine solche Versöhnung hinzuarbeiten – das ist der Sinn der Ökumene).
Die zweite ist die konfessionelle: „katholisch“ bezeichnet jene über 20 Kirchen, die ein „gemeinsames Alleinstellungsmerkmal“ aufweisen, nämlich die Anerkennung des Primates des Papstes. Die größte der katholischen Kirchen ist die Römisch-Katholische; aber daneben gibt es z.B. die Griechisch-Katholische, die Bulgarisch-Katholische, die Syro-Malabarische Kirche und viele andere. Diese „unierten“ Kirchen stehen einander in der Gemeinschaft der Sakramente nahe, feiern aber nach unterschiedlichen Riten, verfügen zum Teil über in Details unterschiedliches Glaubensgut und handhaben den Zölibat unterschiedlich. Insofern zeigt diese Vielfalt, dass die Römisch-Katholische Kirche durchaus flexibel und weit genug ist, mit einer so großen Breite der Glaubenszeugnisse und des gelebten Glaubens umzugehen.
Schwierig wird es, wenn eine bestimmte Teilgruppe der anderen die Anerkennung (einseitig oder wechselseitig) versagt, ihr sozusagen die „Rechtgläubigkeit“ abspricht. Dafür sind die Bischöfe, der Episkopat der Schwesterkirchen und der Papst zuständig und nicht einzelne Teilgruppierungen – daraus entsteht leicht Fundamentalismus. Es gibt in der ganzen Christenheit eine einzige absolute Wahrheit: dass nämlich der liebende und barmherzige Gott sich in seinem Sohn den Menschen geoffenbart hat, sich in diesem für die Welt hingegeben hat, ihn zum Zeugnis der Wahrheit auferweckt hat und durch den Heiligen Geist in aller Weltzeit anwesend ist. Alles andere ist letztlich Variation zum Thema, und wer sich zu dieser Kernaussage bekennt, der darf sich als Christ bzw. Christin bezeichnen. Alle anderen Glaubenswahrheiten sind auf diese eine hingeordnet, egal in welcher der katholischen (und m.E. Nichtkatholischen) Konfessionen man steht.
Sind Sie gegen den vorkonziliaren Messritus?
Zunächst: Ich halte die Bezeichnung „vorkonziliar“ für schlicht falsch. Die Geschichte der katholischen Kirche ist auch und maßgeblich eine Konzilsgeschichte; und insofern ist jede Zeit eine „vorkonziliare“ – auch unsere heutige. Korrekt sollte man also die offizielle Bezeichnung „tridentinischer Ritus“ verwenden, da dieser mit geringfügigen Anpassungen seit dem Konzil von Trient Mitte des 16. Jahrhunderts existiert.
Ich habe persönlich keinen Zugang zu dieser Form des Gottesdienstes. Aber das heißt nicht, dass ich gegen ihn wäre – er ist als zulässige liturgische Form zu akzeptieren; wichtig ist mir nur, darauf hinzuweisen, dass er wenn schon, dann sorgfältig gefeiert wird. Es sollten dann auch wirklich alle rituellen Elemente, die ihm eigen sind, verwendet werden – eine Vermischung von tridentinischen mit anderen, neueren Elementen wäre nicht gut und würde diese Form des Feierns gewissermaßen wieder ad absurdum führen.
Es gehört zum Reichtum der katholischen Kirche, dass sie eine Vielfalt verschiedener Riten birgt. Der reguläre nach dem II. Vatikanum ist einer davon (und was oft vergessen wird: auch für ihn gilt ja eigentlich Latein als reguläre Sprache; die Verwendung der Volkssprache ist eine zulässige Ausnahme, die zur Regel geworden ist). Der tridentinische ist nun auch wieder einer davon, aber ebenso die Riten der anderen katholischen Kirchen – die römisch-katholische ist ja „nur“ eine in diesem Chor von über 20 Teilkirchen, und auch deren Riten sind zulässige und katholische.
Wichtig ist mir auch, dass die Diskussion um den tridentinischen Messritus auf ein Faktum verweist, das oft unterschätzt wird: Wir können die Liturgie, die (vgl. Sacrosanctum Concilium 10) zugleich Höhepunkt und Quelle für das Handeln der Kirche ist, nicht an einem beliebigen Punkt „einfrieren“. Dann müssten wir uns nämlich Gedanken machen, ob wir 1 Kor 11 als Maßstab nehmen, oder Beschreibungen der Didache oder Justin des Märtyrers und so fort. Liturgie ist etwas Lebendiges, das den Menschen in erster Linie klarmachen muss: Gott will das Heil aller Menschen und macht sich selbst durch Christus im Heiligen Geist gegenwärtig.
Was mir in letzter Zeit immer klarer und wichtiger geworden ist, ist die versöhnende Kraft der Liturgie. Und wenn mir jemand noch so unsympathisch ist, seltsam erscheint oder auch von der politischen oder sozialen Einstellung her himmelweit entfernt wäre: Beim gemeinsamen Feiern rund um den Altar enden die Unterschiede und eine zumindest begrenzte Zeit der Versöhnung ist geschenkt. Deswegen ist jene Aufforderung, den der Diakon zum Friedensgruß spricht, so wichtig: „Schenkt euch ein Zeichen der Versöhnung und des Friedens!“.
Und das lässt Ihnen ihr Bischof durchgehen?
Auf der letzten Seite dieser Homepage finden Sie die Formulierung:
„In einigen Bereichen weicht meine Meinung als Theologe von der offiziellen Lehre der Kirche ab. Wo solche Passagen vorkommen, sind sie eindeutig als Privatmeinung gekennzeichnet.“
Dazu hat mich folgende Frage ereilt: „Und das lässt Ihnen Ihr Bischof durchgehen?“
Nun, erstens hat sich die Notwendigkeit des „durchgehen-lassens“ noch nicht ergeben. Ich befasse mich zwar derzeit mit einigen relativ heiklen Fragen betreffend Frauen in kirchlichen Ämtern und mit der Frage von Wiederverheirateten Geschiedenen und deren Ort in der Kirche, aber unter den bisher von mir dazu veröffentlichten Thesen ist (noch) nichts zu finden, was einen Eingriff der Lehrautorität der Kirche notwendig machen würde. Dieses Statement ist also eine Art „Präventivmaßnahme“.
Zweitens ist es als Schutz für Leserinnen und Leser gedacht. Sollte ich beispielsweise in bestimmten Details zu Fragen der Einheit des Ordo, der Unbefleckten Empfängnis oder ähnlichem eine theologische PRIVATMEINUNG vertreten, die nicht mit der aktuell geltenden dogmatischen Situation übereinstimmt – und ein solcher Fall ist denkbar – dann verpflichte ich mich, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass dies NICHT Lehre der Kirche, sondern meine auf der Basis meiner Ausbildung, meiner Kenntnisse und meiner Erfahrungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffene Individualaussage ist.
Würde ich dies nicht tun und den Anschein erwecken, dass eine solche Aussage „Lehre der Kirche“ wäre, dann wäre ich mit vollem Recht zu rügen und zur Verantwortung zu ziehen.
Drittens: Gottseidank gibt es in der Römisch-Katholischen Kirche Gedankenfreiheit. Wenn ich mir also Gedanken mache und sie äussere, wird – solange ich nicht darauf beharre, dass sie der Weisheit einziger und letzter Schluss oder gar verbindliche Lehre wären – kaum etwas dagegen einzuwenden sein.
Warum betonen Sie den Aspekt der Gerichtserwartung in der Adventzeit so stark?
Weil das zur Wahrheit des Advent nun einmal dazugehört.
Wir haben uns – das klingt nun ein wenig predigthaft, aber es ist deswegen nicht weniger wahr – in dieser Welt des Konsumismus gut eingerichtet. Es gibt nichts, was wir nicht praktisch sofort haben könnten, und wenn es einige Tage dauert, bis etwas geliefert wird, werden wir schon ungeduldig.
Unsere Gesellschaft differenziert sich immer stärker aus – in jene, sie sich alles leisten können (und das meine ich nicht nur in materieller, sondern auch in moralischer Hinsicht) und jene, die sich fast nichts leisten können. Das Fatale daran ist neben der himmelschreienden Ungerechtigkeit, dass den Ärmeren suggeriert wird, dass auch sie alles erreichen können – zumindest potentiell: Wenn du genug Geld hast, dann kannst du dir auch alles leisten, scheint die Botschaft dahinter zu sein; und: wenn du nicht genug Geld hast, dann nimm eben einen Kredit auf.
Auf diese Weise geraten viele Menschen entweder als Beherrschende oder als Bedienende in ein Verhältnis der Schuldknechtschaft – die Dienenden müssen, um ihre Schuld abzuarbeiten, den Beherrschenden notwendigerweise ihr Einkommen und/oder ihre ganze Arbeitsleistung abtreten, was nichts anderes bedeutet als Leibeigenschaft, ja Sklaverei, nur in modernerem Kontext und mit schönen Worten ästhetisch gestaltet.
Nun liegt aber im Wort der „Schuldknechtschaft“ nicht nur die finanzielle „Schuld“ des Dienenden! Nein, auch und gerade der oder die Beherrschende macht sich schuldig, weil sie oder er sich an dem beteiligt, was die Befreiungstheologie als „sündhafte Strukturen“ bezeichnet! Die Synoden von Medellin und Puebla haben es eindrücklich in Erinnerung gerufen: Christus steht entweder auf der Seite der Mühseligen und Beladenen oder auf der keines einzigen Menschen.
Doch auch für die schuldbeladenen Beherrschenden gibt es Hoffnung: wenn sie erkennen, worin sie sich verstrickt haben und sich – wie Hans Urs von Balthasar das einfordert – ganz der Barmherzigkeit des kommenden Richters anvertrauen. Auf mehr als diese kann man nicht hoffen, wenn man zu den Unterdrückern gehört und nicht zu den Unterdrückten … Und darum hat es Sinn, in Erinnerung zu rufen, dass wir gerade im Advent nicht nur das Geburtstagsfest eines süßen kleinen Babys feiern, sondern auch daran denken, dass der Endpunkt der Geschichte Gottes mit dem Menschen – der umgangssprachlich „Gericht“ genannt wird – noch aussteht, aber mit Sicherheit kommen wird.