Derzeit läuft – da Weihnachten ja tatsächlich nicht mehr weit weg ist – auf unterschiedlichen Ebenen eine Kampagne, die dafür eintritt, zumindest den dunkelhäutigen „heiligen König“ aus den Weihnachtskrippen zu verbannen, oder besser noch die Heiligen Drei Könige ganz wegzulassen. Begründet wird das mit Rassenstereotypen, die nicht mehr zeitgemäß sind.
Es ist menschlich und theologisch bedauerlich, dass sich hier ein ausgesprochener Mangel an Wissen und an Interesse an der Darstellungstradition zeigt. Die biblische Erzählung von den „Sterndeutern“ bzw. „Weisen“ (den magoi, je nachdem welche Übersetzung der Bibel man verwendet), die den Weg zur Krippe finden, ist zunächst einmal im Kontext des Evangeliums nach Matthäus Repräsentanten der nichtjüdischen Menschheit. Jesus, das Licht der Welt, ist für alle Menschen, Völker, Ethnien und Gruppen erschienen, und nicht „nur“ der Messias der Juden – das ist die klare Botschaft dieses Bildes.
Dass viel später aus den Weisen Könige wurden, ist eine andere Geschichte; dass die kirchliche Tradition aber dann seit dem 12. Jahrhundert immer häufiger von Repräsentanten der (damals bekannten) Erdteile spricht, gehört zuinnerst zur Tradition. Hier soll nichts anderes verbildlicht werden als die großartige Vision der „Völkerwallfahrt zum Zion“ (vgl. Jes 2, Mi 4), ein wesentlicher Topos der jüdischen prophetischen Literatur. Das Judentum kennt schon seit der Exilszeit keinen Rassismus – Menschen aller Hautfarbe können Juden sein, wenn sie von einer jüdischen Mutter geboren sind. In der Tradition der farbigen Könige soll gesagt werden: Das Heil der Welt ist unabhängig von Hautfarbe, Abkunft, Ursprung usw. jedem und jeder zugänglich sein.
Darum geht es bei den „Sterndeutern“ – und darum hat die Kombination der Hautfarben bei ihnen ihren Sinn. Es wäre sogar noch weiter zu gehen: Da die Zahl der Weisen biblisch nicht fixiert ist, schlage ich vor, ihre Zahl auf 12 zu vermehren und Inuit, australische Aborigines, Indios und andere markante Repräsentantinnen und Repräsentanten der Welt dazuzunehmen. Die Welt ist seit der Einführung der „Königstradition“ weiter geworden, machen wir sie nicht wieder enger, indem wir sie völlig über Bord werfen.
Also: Lasst uns die Heiligen Drei Könige – und predigen wir so gut und klar, dass ihre wahre und verbindende Bedeutung klar wird!